Der Igel - Ausg. 23
Der Igel 23 - Dez. 2012
24/7 - Rund um die Uhr in Bereitschaft
Ein neuer Ausdruck bürgert sich langsam im deutschen Sprachraum ein. „Twenty-four/Seven“ oder kurz „24/7“ steht für ein rund um die Uhr zur Verfügung stehendes Service. Ob Tankstelle, Bahnhof, Krankenhaus, alle haben mit Einsatzorganisationen Feuerwehr, Rettung und Polizei etwas gemeinsam. Auch wir stehen „24/7“, also zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit um zu helfen. Aber was nützt es nur bereit zu stehen, schließlich wird von uns ja professionelles Handeln und Eingreifen verlangt.
So verbringt die Igler Freiwillige Feuerwehr viele 100 Stunden im Jahr mit Einsatzübungen und diversen Spezialtrainings. Unsere Hilfeleistungen werden immer komplexer und erfordern zunehmend den Einsatz von Fachkräften mit einschlägigem Wissen. Ganz egal ob es sich um gefährliche Stoffe, wie die Ammoniakkühlung der Bobbahn, die Chlorgasbetriebsräume von Schwimmbädern, oder den mit giftigen Stoffen beladenen Brenner-Güterzug handelt, sollen wir doch immer für solche Einsätze gerüstet sein.
Aber auch technische Einsätze bei Autounfällen oder speziellen Bergungen werden immer häufiger und verlangen genaue Einsatzplanung mit entsprechendem Fachwissen. Auf Grund moderner Warnvorrichtungen und Löschanlagen rückt der Großbrand immer mehr in den Hintergrund. Oft wird so schnell alarmiert, dass mit einem gezielten Einsatz noch der Entstehungsbrand bzw. Zimmerbrand
gelöscht werden kann, bevor ernsthaft Schaden entsteht.
Aber auch hier gilt: Nur der optimal ausgebildete Feuerwehrmann kann größere Zerstörung verhindern. An dieser Stelle berichtet die Freiwillige Feuerwehr Igls von zwei ganz besonderen Events:
ASLA – Atemschutzleistungsabzeichen: Der Atemschutzleistungsbewerb des Bezirkes Innsbruck-Stadt fand heuer am 13. Oktober in Neu-Arzl statt. Dieses Jahr konnte die Freiwillige Feuerwehr Igls erstmals zum Abzeichen in Gold (3.Stufe) antreten. Zwei Atemschutztrupps, die jeweils aus drei Personen bestehen, nahmen teil:
Trupp Igls 1: Stephan Kaltschmid, Kay- Bernd Lanner, Hannes Laucher.
Trupp Igls 2: Gerhard Mayregger, Matthias Schmid, Christoph Schwarz.
Um das Leistungsabzeichen der höchsten Stufe zu erreichen, war eine intensive Vorbereitung über mehrere Jahre hinweg notwendig. Dieser Bewerb gliedert sich in die Stufen Bronze, Silber und Gold. Diese Trotz des Wettbewerbscharakters und der Möglichkeit, sich mit anderen Trupps zu messen, trägt dieses Leistungsabzeichen auch maßgeblich zur Erhöhung der Sicherheit des Feuerwehrmanns bei. Durch das jahrelange Training erarbeitet sich jeder Teilnehmer ein Höchstmaß an Routine, die entscheidend zur Bewältigung können aber nur in Zwei-Jahresschritten absolviert werden.
Der Bewerb zum Leistungsabzeichen gliedert sich in fünf Stationen. Zu Beginn wird in einem schriftlichen Teil das theoretische feuerwehrspezifische Wissen geprüft. Anschließend wird in vier
praktischen Stationen das sichere Handling der Geräte, die Bergung von Personen, das taktisch richtige Vorgehen bei der Brandbekämpfung sowie die Pflege und Wartung der Gerätschaften überprüft und bewertet.
Bei all diesen Stationen wird neben der richtigen Vorgehensweise auch ein Auge auf die Zeit geworfen. Mit jeder Stufe des Abzeichens wird das Zeitlimit geringer und die Aufgabenstellungen werden schwieriger und umfangreicher. Von verschiedenen Einsatzsituationen beitragen kann. Das gemeinsame und intensive Training der beiden Trupps startete im Sommer 2008 und führte vier Jahre später zum Erreichen des Goldenen Abzeichens, der höchsten und gleichzeitig letzten Stufe dieses Bewerbs. So gibt es nun sechs stolze Träger des Atemschutzleistungsabzeichens in Gold.
ERHA - TEC – Fire and Safety Training
Vom 8.-10. November absolvierten 15 Kameraden von vier Feuerwehren des Bezirkes Innsbruck-Stadt ein Spezialtraining bei der Fa. ERHA-TEC in Deutschland. Fünf Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Igls hatten die Möglichkeit an einer intensiven Ausbildung über „Brandbekämpfung im Innenraum“ teilzunehmen.
Der Kommandant der Igler Feuerwehr Gerhard Mayregger sowie Stephan Kaltschmid, Kay-Bernd Lanner, Hannes Laucher und Christoph Schwarz absolvierten drei Tage lang eine „heiße Ausbildung“ in Breithülen bei Stuttgart. Ziel dieses Kurses war, die größten Gefahren bei einem Wohnungsbrand in der Praxis darzustellen. Dazu gehörten neben einer Brandausbreitung im Wohnbereich auch die Phänomene eines „Flash Overs“ und eines „Backdrafts“, die den Teilnehmern zuerst an einem Modell und anschließend live in
einem Brandcontainer vorgeführt wurden. Um zukünftig diese Gefahren im Ernstfall vermeiden oder auch frühzeitig erkennen zu können, ist es unerlässlich, Feuerwehrmitglieder gut darauf vorzubereiten.
Durch die Einrichtungen der Firma ERHA Tec ist dies nicht nur theoretisch möglich, sondern kann auch an einem echten Feuer erlebt werden. In den drei Tagen stand – neben Vorträgen über Brandentstehung und Ausbreitung, Strahlrohrtechnik und Einsatzmöglichkeiten der Wärmebildkamera- die praktische Anwendung im Vordergrund. Dazu wurde in einem Container ein echter Brand gelegt. Mit voller Schutzausrüstung befanden sich die Teilnehmer im selben Raum, nur wenige Zentimeter vom Brandherd entfernt. Dies diente der Gewöhnung an die unglaublich hohen Temperaturen von bis zu 750 Grad Celsius.
Schon zu Beginn entstand trotz der guten Schutzbekleidung die ein oder andere Brandblase. „Ich konnte die enorme Hitze durch sämtliche Schutzausrüstung spüren, es war fast nicht mehr auszuhalten!“, bemerkte Kay-Bernd aufgeregt nach der ersten Simulation. Im weiteren Verlauf des Tages stand die Simulation eines Flash Overs am Programm. Ein Flash Over entsteht durch den bis zu 500 Grad heißen
Rauch im Raum, welcher zur Selbstentzündung von Einrichtungsgegenständen führt. Schon kleine Möbel setzen bei der Verbrennung so viel Energie und Wärme frei, dass sich der Rest des Zimmers selbst entzünden kann. Um der tödlichen Gefahr dieses Flash Overs zu entgehen, ist es für den Feuerwehrmann wichtig, diese Situation anhand der Zeichen, wie Rauchfarbe, Temperatur und Flammenfarbe frühzeitig
zu erkennen. Der nächste Schritt zielte darauf ab, eine Rauchdurchzündung zu simulieren. Dieses Phänomen beschreibt die Brandausbreitung in den angrenzenden Raum. Rauch, der auch durch geschlossene Türen dringt, entwickelt so hohe Temperaturen, dass nur ein kleiner Funke oder das Öffnen der Brandraumtür zur plötzlichen Entzündung führen kann. Die Teilnehmer wurden auch dieser Situation mehrmals ausgesetzt, um die verheerenden Wirkungen zu spüren und die verschiedenen Warnzeichen zu erkennen. „Wie gebannt saß ich am Boden, atmete aufgeregt Luft über meine Atemschutzmaske und konnte gar nicht fassen, wie die Flammenzungen wenige Zentimeter über meinen Kopf hinwegzogen“, meinte Hannes.
Auch diese Situation kann im Ernstfall bei falschem Handeln lebensgefährlich sein. Den Abschluss der Ausbildung bildete das Vordringen in einen Brandraum und das Bekämpfen des Brandes unter realistischen Bedingungen. Diese drei wirklichkeitsgetreuen Ausbildungstage haben allen Teilnehmern das Phänomen Feuer näher gebracht und werden in Zukunft erheblich zur Sicherheit der Feuerwehrmänner beitragen.
Alle diese Fortbildungen dienen dazu, für den Einsatz bestens gerüstet zu sein und mit größtmöglicher Professionalität vorzugehen. Schließlich stehen wir ja 24/7 für unsere Nachbarn bereit. Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!
Kristallgläser, Greifvögel und Edelsteine:
Bei traumhaft schönem Wetter brach die Freiwillige Feuerwehr Igls am 8. Oktober zu ihrem alljährlichen Ausflug Richtung Rattenberg zur Firma Kisslinger Kristallglas auf. Es gab eine Führung durch die Betriebsanlagen mit einer Vorführung der Glasbläserkunst. Anschließend durften sie das Glasblasen selbst ausprobieren. Der Weg führte die Ausflügler weiter nach Mayrhofen und sie erlebten eine traumhafte Bergfahrt auf den Ahorn.
Im Bergrestaurant Freiraum wurde bei einzigartiger Aussicht das Mittagessen serviert. Eine Greifvogelvorführung war das nächste Highlight. Im Anschluss wurde wieder im Freiraum bei Kaffee und Kuchen über das Erlebte angeregt diskutiert.
Gegen 17 Uhr begann die Rückreise Richtung Tal mit einem kurzen Besuch im Edelsteinmuseum des Wurzenmax. Auf der Rückfahrt kehrten wir noch im Buchenwirt bei Jenbach zu einem gemütlichen Abendessen ein.
In Igls angekommen ließen noch einige den sehr gelungen Ausflug im Ägidihof ausklingen. Die Kommandantschaft bedankt sich bei Kassier EUR.-Ing. Helmut Ebner für die perfekte Organisation.